Ausflug zur U19 Nationalmannschaft

Wie @koelnsued schon in seinem Blogeintrag schon beschrieb, ist ein Wochenende ohne Fussball ein verlorenes Wochenende. Daran ändert auch der TV Konsum zweier zumindest unterhaltsamer Spiele der Deutschen A – Nationalmannschaft in Dublin und Berlin nichts, zumal kein Ex-Kölner, geschweige denn ein aktiver #effzeh Spieler in der Startaufstellung stand. Höchste Zeit, sich in den Zug zu setzen, die Landesgrenze nach Luxemburg zu passieren und die Deutsche U19 beim letzten Qualifikationsspiel der ersten Qualifikationsrunde gegen Irland in Grevenmacher die Daumen zu drücken und nebenbei Stadionluft zu schnuppern. Mit im Gepäck: Zwei weitere Mitglieder der #sektiontwitter und zwei Jugendnationalspieler aus Köln: Fabian Schnellhardt, der ab und an schon mal bei den Profis mit reinschnuppern darf, und Yannick Gerhardt, der in der A-Bundesliga Kapitän des Spitzenreiters der A-Bundesliga West ist. Die Ausgangslage für das Spiel gegen Irland sah so aus, dass beide Mannschaften bereits für die Eliterunde qualifiziert waren. Deutschland gewann seine beiden Spiele gegen Luxemburg und Mazedonien mit jeweils 5:0, was das bessere Torverhältnis gegenüber Irland bedeutete. Ein Unentschieden reichte den Deutschen also zum Gruppensieg.

Durch ungünstige Bahnverbindungen war ich bereits 1.5 Stunde vor Spielbeginn in Grevenmacher. Nach einem circa 20 Minütigen Lauf quer durch den Ort kam ich 1 Stunde vor Spielbeginn am Stadioneingang des Stadions „Op Flohr“ oberhalb der Kleinstadt Grevenmacher an. So schlenderte ich ein wenig über den Parkplatz vor dem Stadion und begegnete allerhand Autos mit Autokennzeichen aus Leverkusen, Stuttgart, München, Hamburg, Mönchengladbach, Berlin und auch Köln sowie diversen Autos aus Großbritannien, Frankreich und Belgien. Ein Juniorenländerspiel lockt wohl so manchen Scout und Berater an, der ein solches Länderspiel nutzen will, um mit den potentiellen Stars der Zukunft in Kontakt zu treten.

Ich zahlte brav meinen Eintritt von 5 Euro und wartete auf der Treppe, die rauf auf die Tribüne führte, auf meine Mitfans, die eine halbe Stunde nach mir im Stadion eintrudelten. Zusammen ging es dann zuerst einmal auf eine kleine Stadionrunde einmal ums Spielfeld rum. Das Stadion entspricht in etwa Deutschem Landesliganiveau. Es gibt eine Haupttribüne mit ca. 700 Sitzen, ansonsten gibt es einen betonierten Weg rund ums Spielfeld, der dazu genutzt wurde, um Fotos von der Haupttribüne zu schießen. Um das Spielfeld führt außerdem eine Tartanbahn für Leichtathletikwettkämpfe. Auf der Gegengrade existiert auf Höhe der Mittellinie ein kleiner Extraeingang, der für die Gästefans bei Hochsicherheitsspielen in der Luxemburgischen Liga vorgesehen ist.

Einmal rund umHymnes Spielfeld gelaufen, wurde sich erst mal mit der legendären Stadionwurst und einem Becher Cola bzw. Fanta (kein Pfand!) verstärkt und dann Plätze gesucht, um das Spiel verfolgen zu können. Pünktlich um kurz vor Sieben betraten die beiden Mannschaften das Spielfeld, nachdem der Stadionsprecher in fast perfektem Oxfordenglisch auf das Fairplay der UEFA hingewiesen hatte. Die Mannschaften stellten sich zum Nationalhymne singen auf, der Stadionsprecher suchte die dafür zuständigen Kassetten und spielte sie ab. Die Elf Iren vielen dadurch auf, dass sie sich beim Abspielen ihrer Hymne umdrehten, weil auf der Gegengrade die Fahne gehisst war und die Hymne lautstark mitsangen. Bei den Deutschen war die Sangesfreude nicht ganz so ausgeprägt, klarer Punktsieg für Irland.

Auf dem Platz gestaltete sich das Bild etwas anders: Die Deutschen nahmen schnell das Heft in die Hand und den Ball in Besitz, während den Iren nur übrig blieb, den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor zu parken und auf den lieben Gott zu hoffen. Dem Trainer gefiel die Art und Weise nicht, er schrie 90 Minuten quer über den Platz und trieb seine Mannschaft nach vorne, während der Deutsche Trainer Christian Ziege nur dadurch auffiel, dass er sich außerhalb der Coaching Zone an der Trainerbank anlehnte, die Arme verschränkte und keinen Mucks von sich gab. Dazu gab es auch keinen Grund: Sein Team spielte beinahe perfekt, lies den Gegner laufen und schoss durch Kerk (10.) und Yesil (28.) zwei Tore in der ersten Halbzeit. Speziell Yesil war vorne oft anspielbereit und zeigte auch mit seinem Achten Tor im sechsten U19 Länderspiel, warum Liverpool ihn diesen Sommer verpflichtete.Weitere Chancen boten sich, viele Pässe wurden aber durch die sehr tief stehenden „Boys in Green“ abgefangen. Offensiv gelang den Männern von der Insel jedoch wenig, mit nicht einem Schuss machten sie DFB Keeper Vlachodimos nahezu beschäftigungslos.

In der Halbzeit spielte sich ein handfester Skandal ab, als die sogenannte Dorfjugend versuchte, das Spielfeld mit einem mitgebrachten Ball zu stürmen, jedoch auf der Tartanbahn stehen blieb und dort kickte. Ordner waren nicht zu sehen, die dem Treiben Einhalt boten, und so dauerte es fast 15 Minuten, bis die Randalierer wieder hinter der Absperrung verschwanden. Die Spieler, die sich auf dem Feld warm machten, dürften verschüchtert gewesen sein ob der Meute um sie herum. Bei der einheimischen Dorfjugend weiß man nicht, wie Gewalttätig sie ist! Ob man noch davon reden kann, dass das Spiel unter regulären Bedingungen zu Ende geführt wurde, müssen andere entscheiden.

In der zweiten Halbzeit wandelte sich das Bild zunächst jedenfalls nicht, die beiden eingewechselten Spieler Byrne und Coombes vermochten es ebenfalls nicht, das Spiel zu drehen. Die Deutschen ließen den Ball laufen und nahmen den Iren so schnell die Lust und auch den Elan. Das so etwas auch gefährlich sein kann, bewiesen an diesem Dienstag aber nicht nur die Profis der A-Nationalmannschaft gegen Schweden, sondern auf die Junioren: Die ersten beiden Torschüsse fanden kurz nacheinander ihr Ziel im Kasten der Deutschen. Zunächst war es Byrne, der sich auf dem linken Flügel durchsetzte, nach innen zog und einen platzierten, aber nicht ganz so harten Schuss in die kurze untere Ecke setze. 1:2. (58.) Und während man sich auf der Tribüne noch fragte, wie das denn nun geschehen konnte, zappelte der Ball ein zweites Mal im Tor der Deutschen: Dieses Mal kombinierte man sich über Rechts durch und der ebenfalls eingewechselte Coombes ließ dem Deutschen Schlussmann aus kurzer Entfernung keine Chance. (61.) Das Spiel war im Grunde genommen auf den Kopf gestellt. Es entwickelte sich nun ein mehr oder weniger offener Schlagabtausch, es kam Leben ins Spiel, auch weil die Iren nun kämpften, jeden Zweikampf annahmen und weniger „Kick and Rush“ spielten. Nach kurzem Aufbäumen übernahm aber Deutschland wieder die Kontrolle, die während der gesamten 90 Minuten im taktischen und technischen Vergleich haushoch überlegen waren. Außer Aluminium und Iren, die sich in die Schussbahn warfen, trafen die Offensivspieler der Deutschen jedoch nichts mehr, das Spiel endete 2:2, was auf der Irischen Bank mit lautem Jubelgeschrei versehen wurde, während Christian Ziege seine einzige Gefühlsregung in der 87.Minute hatte, als er erst ein Netz mit Bällen wegtrat und dann mit der flachen Hand auf die Trainerbank schlug. Zu mehr reichte die Kraft wohl nicht, die Idee, auszuwechseln kam ihm jedenfalls nicht in den Sinn. Dass so etwas auch von Erfolg gekrönt sein kann, bewies sein Gegenüber.

Die deutsche Mannschaft zieht also ungeschlagen, aber nicht mit maximaler Punkteausbeute in die nächste Qualifikationsrunde zur EM nächstes Jahr ein, wo sie sich unkonzentriertheiten wie die zwischen der 58. und 61.Minuten nicht leisten kann und darf!

Kölner im Fokus:

Fabian Schnellhardt: Dürfte sich in die Notizzettel einiger Beobachter gespielt haben. War im zentralen offensiven Mittelfeld stets anspielbereit, offenbarte große technische Klasse und Übersicht und bereitete ein Tor vor. Nahm sich auch mal ein Herz und schoss gefährlich aus der Distanz aufs Tor. Für mich der Mann des Spieles, welcher sicher früher oder später bei den Profis in Köln Müngersdorf auflaufen wird.

Yannick Gerhardt: Spielte ebenfalls gut, dabei aber weniger auffällig als Fabian Schnellhardt. Bereitete auch ein Tor vor, muss aber an seiner Durchsetzungsfähigkeit arbeiten. Dann stehen auch ihm alle Wege offen.

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