11 Lichter

Es sind genau 11 Lichter, die unterhalb des Daches über der Südkurve angebracht sind. 11 Lichter, die auf die Fans hinunter scheinen bei Fluchtlichtspielen. 11 Lichter, die ich gegen Duisburg zum ersten Mal gezählt habe. Als ich meinen Kopf in den Nacken geworfen hatte und das Dach angeschaut habe. So wie ich es häufiger tue, wenn ich auf der Südtribüne stehe. Es gibt in jedem Spiel Momente, in denen ich nicht mehr aufs Spielfeld schauen kann. Ärgerliche Fehlpässe, knapp vergebene Großchancen, zu lässig geführte Zweikämpfe. Manchmal auch Gegentore.

Ich weiß nicht mehr, welcher Moment es im Duisburgspiel war, der dazu führte, dass ich meinen Kopf nach hinten legte. Wirklich viele Szenen die dazu Anlass geboten hätten, gab es nicht. Vielmehr war das Spiel so zäh, dass es nicht nur konsequenterweise in einem torlosen Unentschieden endete, sondern es in sich schon Grund genug war, nicht mehr auf das Spielfeld zu schauen, sondern die Lichter unterm Dach zu zählen.

Es bleibt ein Rätsel, warum der FC es gegen derart schwache Gegner wie Duisburg nicht schafft, spielerische Lösungen zu finden um die Spiele zu gewinnen.

Es bleibt auch ein Rätsel, weshalb das Kölner Publikum es nicht schafft, eine Stimmung zu erzeugen, die sich gegen den Gegner und nicht gegen die eigene Mannschaft richtet. Anstatt eine entmutigte Mannschaft nach vorne zu brüllen, pfeift man sie lieber aus und prügelt auf sie ein. Im Hintergrund wetzen Bild, Express und Stadtanzeiger bereits die Beile, mit denen in eben diese Kerbe auch noch genüsslich eingeschlagen wird.

Dabei war bereits vor der Saison klar, dass es keine gute Spielzeit werden würde. Der Verein ist in einer Phase der Konsolidierung und zwar in allen Bereichen. Der Abstieg in die 3. Liga wird verhindert werden, der Rest spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wer tatsächlich vom schnellen Wiederaufstieg geträumt hat, wird spätestens in diesem Winter einsehen müssen, dass es naive Wünschen waren, keine realistischen Prognosen.

Die früheren Verantwortlichen innerhalb des Clubs haben den Verein an den Abgrund gewirtschaftet. Versuche einer schnellen Genesung würden, so sie überhaupt kurzfristigen Erfolg bringen würden, keine Nachhaltigkeit aufweisen. Genau dieser Aktionismus hat den 1. FC Köln in die miserable Lage gebracht, in der er sich befindet. Die einzige Möglichkeit besteht aktuell darin, mit kleinen, bedachten Schritten den Verein wieder vernünftig aufzustellen und die schwierige Zeit jetzt durchzustehen. Und dazu gehören dann auch Spiele wie in Aalen oder wie gegen Duisburg. Und wenn man es mal wieder nicht aushält und sich nicht überwinden kann, die Mannschaft anfeuern, sollte man, anstatt zu pfeifen, vielleicht lieber die Lichter unter dem Dach der Südtribüne zählen.

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Eine Antwort auf 11 Lichter

  1. Simon sagt:

    Gut geschrieben. Emotional und vor allem eine vernünftige Denkweise. Ich hoffe, dass einige Fans dies lesen und beim nächstem Mal eben nicht anfangen zu pfeifen. Wir, die Fans, sollten weiter unterstützen, bei einem bedächtigen und langsamen Weg bergauf.

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