Trotz der Niederlage gegen die Sportfreunde Lotte zum Abschluss des Jahres: Das Ziel „Klassenerhalt“ scheint für die #effzeh-U21 realistischer als zunächst gedacht. @koelnsued zieht ein Fazit des ersten Halbjahrs.
„The trend is your friend“, philosophierte schon einst der bayrische Vor- und Durchdenker Uli Hoeneß, als er sein Team im Begriff wähnte, den damaligen Tabellenführer Werder Bremen einholen zu können. Diese aus dem Bereich der Börse entlehnte Weisheit passt so gut wie selten zu der U21 des 1.FC Köln. Seit der unnötigen 2:3-Niederlage Anfang Oktober bei Schlusslicht VfB Hüls marschierte die Geißbock-Reserve ungeschlagen durch die Regionalliga West – und machte dabei bis zur Niederlage gegen die Sportfreunde Lotte vergangene Woche Tabellenplatz um Tabellenplatz gut.
Unerwartet im Niemandsland
Durch den 3:1-Erfolg bei der Reserve des VfL Bochum schloss Dirk Lottners Mannschaft die Hinrunde mit einer positiven Bilanz ab: Nach 20 Spielen stehen sieben Siege, sechs Remis und sieben Niederlagen zu Buche. 27 Punkte, 35 zu 33 Tore – das reicht in der Regionalliga West unter dem Strich für Rang neun und damit einen kaum für möglich gehaltenen einstelligen Tabellenplatz. Zwar liegt die Geißbock-Reserve satte 17 Zähler hinter dem derzeitigen Tabellenführer aus Lotte, aber der Abstand auf den ersten direkten Abstiegsplatz beträgt schon sechs Punkte.
Dass die „Amas“ zum Ende der Hinrunde einen Platz im Niemandsland der Liga belegen würden, danach sah es sehr lange nicht aus. Die wie nahezu zu jeder Spielzeit neu formierte Mannschaft startete, auch gebeutelt durch einige schwere Verletzungen wichtiger Spieler, schwach in die Saison. Gegen starke Gegner wie Wuppertal, Lotte, Essen und Siegen verbuchte die Lottner-Elf lediglich einen mickrigen Zähler. Als die Geißbock-Reserve dann gegen schwache Velberter eine zweimalige Führung in Überzahl nicht zum Sieg nutzen konnte, schwante den Fans der jungen Geißböcke Böses.
Der Brustlöser in Form des ersten Saisonsieges sollte alsbald folgen: Rot-Weiß Oberhausen wurde im Niederrheinstadion dank zweier Przybylko-Tore mit 3:0 bezwungen. Einziger Wermutstropfer an diesem Tag: Christopher Schorch, als Ersatz für den langfristig verhinderten „Leitbock“ Stefan Schwellenbach eingeplant und bis dato mit starken Leistungen präsent, verletzte sich schwer und fällt seitdem aus. Doch die bis dato wacklige Kölner Hintermannschaft kompensierte das Fehlen eines klaren Abwehrchefs durch mannschaftliche Geschlossenheit und einem taktischen Reifungsprozess.
Profi-Leihgaben bilden formstarke Achse
Die Schlüsselfigur des Aufschwungs ist in diesem Falle Reinhold Yabo. Während der Vorbereitung noch bei den Profis aktiv, wurde die große Nachwuchshoffnung zur U21 zurückgeschickt. War dem 20-jährigen zu Beginn der Saison noch die Enttäuschung über diese Entscheidung und die fehlende Spielpraxis überdeutlich anzumerken, avancierte er mit Verlauf der Hinrunde zum wichtigsten Spieler der U21. Seine Zweikampfstärke, seine Lauffreude und Spielintelligenz, aber auch seine Dynamik machen ihn zusehendst zum „Chef“ der jungen Geißböcke und zu einer Alternative für die Profimannschaft.
Die ist Kacper Przybylko schon länger. Seine Leistungen bei den Amateuren beweisen auch, wieso der 19-jährige Stürmer bereits neun Einwechslungen bei den Profis auf dem Konto hat. Mit sechs Toren und sechs Vorlagen ist der polnische Jugendnationalspieler der Topscorer der Lottner-Elf – und brauchte dafür nur zehn Einsätze in der Regionalliga. Zusammen mit Yabo und Schlussmann Marcel Schuhen, der in seinem ersten Profi-Jahr direkt zur unumstrittenen Nummer 1 aufstieg und eine überzeugende Hinrunde absolvierte, bildet der häufig als hängende Spitze agierende Przybylko die formstarke Achse der Amateure.
Mit Lukas Kübler sorgte eine weitere „Leihgabe“ der Profis für Stabilität: Der Außenverteidiger half zunächst neben Fixpunkt Jannis Nikolaou, der als einziger Spieler in allen 19 Spielen in der Startaufstellung stand, in der Innenverteidigung aus, konnte dann aber auf seine angestammte Position zurückkehren. Das lag an einer überraschenden Personalie: Jannik Müller, ursprünglich Abwehrchef der U19, rückte zu den Amateuren auf und bildete mit Nikolaou in den letzten sieben Spielen der Hinrunde ein souveränes Gespann.
Reifeprozess zum richtigen Zeitpunkt
Entspannung ist der U21 dennoch nicht anzuraten – das Polster auf die Abstiegsränge mutet zwar komfortabel an, kann aber in der ausgeglichenen Regionalliga schneller schmilzen als Schnee in der Kölner Innenstadt. Doch die Entwicklung des Teams geht in eine positive Richtung: Dirk Lottner und sein Trainerteam scheinen es geschafft zu haben, eine spielstarke Elf zu formen, die durch Einsatzwillen, Laufbereitschaft und taktischer Geschlossenheit zu imponieren. Der jährliche zu begutachtende Reifeprozess hat zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt. Dies bekam auch der damalige Branchenprimus Viktoria Köln zu spüren, als er im Franz-Kremer-Stadion erst in der Nachspielzeit zu einem äußerst schmeichelhaften 2:2-Unentschieden stolperte.
Sollte sich diese Entwicklung weiterhin fortsetzen und einige Spieler wie Fabian Schnellhardt ihr Potenzial noch deutlicher abrufen, ist die Etablierung im Niemandsland der Regionalliga reine Formsache. Der Trend ist schließlich ein Freund der jungen Geißböcke.
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