2012 neigt sich unaufhaltsam dem Ende zu. Zeit genug für @koelnsued, ein Fazit eines turbulenten Jahres zu ziehen, das auf wie außerhalb des Fußballrasens genug Erinnerungs- und Vergessenswürdiges bot. Und was könnte dies besser zusammenfassen als ein Jahresabschlussstöckchen?
Es war ein zweigeteiltes Jahr. Der erste Teil zeichnete sich durch einen katastrophalen Absturz aus, der mit dem Abstieg in die 2. Liga endete. Es folgte Aufbauarbeiten, Rückschläge und Lichtblicke mit einer jungen Mannschaft, deren Weg sicherlich noch nicht zu Ende ist. Daher werde ich alle Fragen, die zu diesem Jahresrückblick gehören, für beide Hälften beantworten.
Welches war das beste Spiel deines Vereins?
Im ersten Halbjahr müsste man eigentlich mit der Lupe suchen. Hätte es da nicht dieses eine, alles überstrahlende Heimspiel gegen Berlin gegeben. In einem Thriller mit drei Platzverweisen und in der zweiten Hälfte überragender Atmosphäre bezwangen meine Geißböcke Hertha BSC mit 1:0. Es sollte für lange Zeit der letzte Sieg gewesen sein.
Das beste Spiel des Zweitliga-Halbjahres war für mich das 3:3 gegen den 1.FC Kaiserslautern. Ein rassiges Spiel mit sechs Toren und einem #effzeh, der eine Spitzenmannschaft an den Rand der Niederlage brachte. Einen ähnlich munteren Kick mit ähnlichem Ausgang erlebte der geneigte #effzeh-Fan im Rückspiel gegen Braunschweig.
Welches das schlechteste?
In der Rückrunde der Saison 2011/12 könnte ich vermutlich würfeln – ich würde mit größter Wahrscheinlichkeit einen absoluten Tiefpunkt treffen. Die Blamagen in Augsburg, Mainz, Hannover und Freiburg oder zuhause gegen Dortmund ließen sogar die erneut bittere Derbypleite verblassen.
Auch in dieser Saison scheint das Team insbesondere auswärts nicht so recht Fuß fassen zu können. In Erinnerung bleiben sicherlich die Partien in Aalen, Worms oder Sandhausen. Dennoch: Das Heimspiel gegen Duisburg dürfte an mangelnder fußballerischer Qualität nicht zu toppen sein.
Bester Spieler deines Vereins?
1. Jahreshälfte: Schwierige Wahl, denn im Grunde genommen hat sich die komplette “Mannschaft” dem Abstiegsdesaster nahezu willenlos ergeben – und nicht nur auf dem Platz eine äußerst bescheidene Figur gemacht. Die einzige, rühmliche Ausnahme war Michael Rensing: Charakterlich und sportlich top. Er hätte einen anderen Abschied vom #effzeh verdient gehabt.
2. Jahreshälfte: Ganz klar Timo Horn. Beeindruckend, wie souverän ein so junger Spieler mit all dem Druck und der Erwartungshaltung umgeht und derart stabile Leistungen zeigt. Ich hatte zwar schon vor der Saison viel von ihm gehalten – aber dass er direkt derart durchstartet, war auch von mir nicht erwartet worden.
Schlechtester Spieler?
1. Jahreshälfte: Wie schon bei der vorherigen Frage angeklungen, war der Kader letzte Saison ein unwilliger, disziplin- und leidenschaftsloser Haufen. Aus sportlicher Sicht stach Pedro Geromel negativ heraus. Wie es der “Fußballgott a.D.” schaffte, seinen Marktwert innerhalb eines Halbjahres unter die Grasnarbe zu verfrachten, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Sinnbildlich für seine Leistungen war das Slapstick-Eigentor im letzten Saisonspiel gegen den FC Bayern München. Das hätte kein Spieler der Welt gewollt hinbekommen.
2. Jahreshälfte: Die größte Enttäuschung war aus meiner Sicht bis jetzt Matthias Lehmann, der nichts von den Attributen auf den Platz bringt, die ihn auszeichnen könnten. Fußballerisch grauslig wirkt er auch auf dem Platz nicht sonderlich wie ein Führungsspieler und fällt deutlich gegenüber seinen Kontrahenten um die Plätze im defensiven Mittelfeld ab. Wieso er angesichts solch größtenteils miserablen Leistungen bei Stanislawski gesetzt ist, bleibt sein Geheimnis. Ebenfalls unter der Grasnarbe agierte Christian Eichner, der sein fürstliches Gehalt anscheinend mehr als Pressesprecher denn als Fußball-Profi rechtfertigen möchte.
Wie war(en) dein(e) Trainer?
Solbakken: Zu weich und zu nachgiebig im Umgang mit einem charakterlosen Kader, zu stur und doch zu kompromissbereit im Hinblick auf seine Taktik. Scheitert wegen maximaler Lernresistenz. Ganz stark allerdings im Umgang mit den Medien. Vielleicht als Pressesprecher brauchbar.
Schaefer: In vier Spielen reichlich machtlos mit einer Mannschaft, die ihn bereits ein Jahr zuvor schon verschlissen hatte. Als Feuerwehrmann daher untauglich.
Stanislawski: Mir schon vorher unsympathisch. Bleibt bisher als Dampfplauderer im Gedächtnis, der aber mit der jungen Truppe sehr gut zurecht kommt. Rotiert (zu?) viel. Hält nibelungentreu am schwachen Lehmann fest. Macht aus meiner Sicht dennoch keinen schlechten Job: Lernt schnell aus seinen Fehlern und hat einen mittlerweile recht stabilen Kern geformt.
Hat dein Verein sich in diesem Jahr verbessert oder verschlechtert?
Sportlich: Qualitativ durch Abstieg verschlechtert. Charakterlich deutlich verbessert.
Finanziell: Verschlechtert. Richtig, richtig fies verschlechtert.
Operativ: Deutlich verbessert. Präsidium beeindruckt mit kommunikativer Stärke und Handlungsfähigkeit in vielen Bereichen. Vakante Posten wurden/werden neu besetzt.
Wie zufrieden bist du mit der Jugendarbeit in diesem Jahr?
Sehr. Die Amateure II aka U21 beeindruckte letzte Saison mit Platz 6 und ist nun auf dem besten Wege, die Klasse in der schweren Regionalliga West zu sichern (siehe: The trend is your friend). Die U19 kletterte durch eine starke Rückrunde auf Rang 4 und hat in dieser Saison noch Außenseiterchancen auf die Westmeisterschaft. Mit dem zur Verfügung stehenden Kader muss dies auch das Ziel sein. Die U17 verteidigte vergangene Saison ihren Titel in der B-Jugend Bundesliga West und scheiterte im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft denkbar knapp im Elfmeterschießen am späteren Meister Hertha BSC. In dieser Spielzeit ist das mögliche Triple für die Schommers-Elf schon in weite Ferne gerückt: Auf Platz 4 hat der #effzeh bereits 16 Punkte Rückstand auf die überragenden Schalker, die bisher ohne Punktverlust durch die Liga marschieren.
Diskutabel ist sicherlich die Durchlässigkeit zu den Profis. Angesichts des nicht immer komfortablen Saisonverlaufs kamen Talente wie Kacper Przybylko oder Fabian Schnellhardt noch zu wenig Spielzeit in der 2. Bundesliga. Durchgesetzt hat sich neben Schlussmann Timo Horn insbesondere Jonas Hector, der als Linksverteidiger mittlerweile gesetzt ist. In der Diskussion wird allerdings häufig vergessen, dass mit Adam Matuschyk, Adil Chihi und Christian Clemens drei junge Profis aus der #effzeh-Jugend bereits etablierte Spieler sind.
Wie oft warst du im Stadion?
Ganz oft, wahrscheinlich zu oft. Das gilt allerdings nur für die Amateure I (aka Profimannschaft). Sowohl bei der U21 als auch den anderen Jugendmannschaften haben ich es nie bereut, angereist zu sein. Im Gegenteil: Ich hätte gerne noch mehr Spiele gesehen. Leider ist dies, angesichts der häufigen Parallelansetzungen bei den Amas II und meiner eigenen fußballerischen Karriere, nicht immer möglich.
Warst du auswärts unterwegs?
Sowohl bei den Amas I als auch bei den Amas II. Nicht immer ein Grund zur Freude, eigentlich seltenst. Und wenn man ein Wunder sehen könnte, dann hat man als leidgeprüfter und entnervter Fan schon das Stadion verlassen und ist auf dem Weg zur nächsten Kneipe. (siehe: 7 Minuten des Wahnsinns)
Was war dein bewegendster Moment?
Nicht der hochnotpeinliche Abschied von Lukas Podolski vor dem Bayern-Spiel, als der #effzeh noch die Chance auf die Relegation hatte. Nicht die überflüssige Rauchbombe nach feststehendem Abstieg, die den Niedergang des Vereins symbolisieren sollte. Für mich war es Solbakkens Veitstanz vor der Südkurve nach dem Sieg über Hertha BSC.
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