Wenn andere zu den Profis nach Frankfurt reisen, suchen andere den Weg ans Geißbockheim. Im FC-Sportpark stand der Westschlager zwischen dem 1.FC Köln und Schalke 04 auf dem Plan. In der A-Jugend-Bundesliga. @koelnsued sah eine unglückliche 0:1-Niederlage unserer jungen Geißböcke.
Sonntag früh, der Rest der #SektionTwitter ist bereits auf dem Weg zum Auswärtsspiel der Amas I in Frankfurt. Der eigene Trip nach Mainhattan fiel den Kreisliga-Ambitionen und der vereinsinduzierten Motivationslosigkeit zum Opfer. Was macht man da als #effzeh-Bekloppter? Man stellt sich mit ordentlich atü auf dem Kessel bei arschkaltem Märzwetter auf dem Nebenplatz des FC-Sportparks und schaut ein A-Jugendspiel.
Nicht irgendein A-Jugendspiel. DAS A-Jugendspiel. Zweiter gegen Erster. Die Nachwuchs-Geißböcke gegen die Schalker U19. Nur drei Punkte lagen zwischen den Kontrahenten, allerdings haben die Blau-Weißen aufgrund des miesen Wetters zwei Spielabsagen mehr ertragen müssen. Daher war ein Heimerfolg für den FC die letzte Möglichkeit, noch einmal in den Kampf um die Westmeisterschaft eingreifen zu können. Neben mir wollten sich das auch knapp 350 andere Zuschauer (darunter einige Prominenz wie Jens Keller, Ex-FC-Torwart- und Interimscheftrainer Holger Gehrke und #s04-Blogger+Twitterer @tobitatze) nicht entgehen lassen.
Der Auftakt der Partie gehörte dann auch den Gästen aus dem Pott. Ballsicher, laufstark und taktisch hervorragend eingestellt dominierte S04, angeführt von Bundesliga-Shootingstar Maximilian Meyer, die erste Halbzeit. Den kölschen Geißböcken war dagegen der Respekt vor dem überragenden Tabellenführer mehr als deutlich anzumerken. Aus einer massierten Defensive wollte man über die schnellen Fabio La Monica, Tobias Berg und Cauly Oliveira Souza zu Kontersituationen gelangen. In den ersten 45 Minuten allerdings ohne das nötige Fortune und die nötige Klasse. S04 presste früh und setzte die Kölner Abwehrspieler schon am eigenen 16er unter Druck. Die Folge: Lange Bälle auf La Monica, der insbesondere in den Kopfballduellen gegen Schalkes Innenverteidigung keinen Stich sah.
Dennoch hielt die kölsche Abwehr dem Druck sehr lange stand. Nach anfänglichen Wacklern, die aber der starke Keeper Mesenhöler ausbügelte, ließ die Viererkette um Jannik Müller kaum etwas zu. Erst als der unsichere Linksverteidiger Andre Wallenborn im Strafraum die Hand zur Hilfe nahm, schien der Rückstand programmiert. Doch Mesenhöler parierte den keinesfalls schlecht geschossenen Strafstoß von Tammo Harder in brillanter Manier und sicherte aus Kölner Sicht den torlosen Spielstand. Kurz darauf traf Schalkes Nationalspieler Kaan Ayhan aus halbrechter Position noch den Pfosten – der Pausenstand von 0:0 war für die jungen Geißböcke schmeichelhaft.
Nach der Pause sollte sich dies ändern: Angetrieben vom bärenstarken Danilo Wiebe war es nun die FC-U19, die das Spiel diktierte. Und hatte ebenfalls Pech im Abschluss: Yannick Gerhardt köpfte eine starke Flanke von Rechtsverteidiger Schäfer an den Pfosten. Der ansonsten schwache Oliveira Souza scheiterte per Distanzschuss am Schalker Keeper. Die Entscheidung war dann allerdings in der 76. Minute dem prominenten Spieler auf dem Platz vorbehalten: Jannik Müller bekam den Ball am eigenen Strafraum im Spielaufbau nicht unter Kontrolle, die Gäste spielten die 3-auf-2-Situation perfekt aus und Maximilian Meyer versenkte die Kugel eiskalt. Keine Chance für Mesenhöler – 0:1.
Wütend drängten die jungen Geißböcke auf den Ausgleich, scheiterte aber gleich zweimal bei aussichtsreichen Standardsituationen. Den kleinen Unterschied fasste der angenehm neutrale Beobachter neben mir zusammen: „Bei den Kölnern ist im Vergleich zu S04 das Qualitätsgefälle zwischen den einzelnen Spielern zu groß.“ Die Gäste aus dem Ruhrpott wirkten mannschaftlich geschlossener und taktisch ausgereifter. Große Vorwürfe kann man unserer U19 dennoch nicht machen: Sie hatten die beste Mannschaft dieser Saison am Rande einer Niederlage. Davor muss man den Hut ziehen!
Direkt nach Abpfiff kam es dann noch zu einem kleinen unschönen Gerangel zwischen dem eingewechselten Marco Ban und Schalkes Ayhan, der sich provozierend jubelnd vor dem Kölner aufgebaut hatte. Unnötiger Kinderkram, den ein Spieler von Ayhans Klasse definitiv nicht nötig hat. Die Meisterschaft dürfte den Schalkern damit nicht mehr zu nehmen sein – 6 Punkte Vorsprung bei noch zwei Nachholspielen lässt sich diese sehr strukturiert und klar auftretende Mannschaft sicherlich nicht mehr nehmen.
SPIELER IM FOKUS
Daniel Mesenhöler: Auf der Linie herausragend, spielt auch gut mit. Wurde im Spielaufbau zwangsläufig häufig miteingebunden. Muss allerdings noch an seiner Präsenz (verbal + körperlich) arbeiten. Dennoch: Ein Torwartproblem ist beim FC nicht in Sicht.
Jannik Müller: Im Zweikampf sehr abgeklärt, auch im Spielaufbau häufig mit der richtigen Dosierung zwischen langem Hafer und Kurzpassspiel. Bitterer Fehler zum 0:1. Trotzdem auf dem Weg zu einer soliden Alternative in der Defensive.
Steffen Schäfer: Dynamisch, mit guten Flanken. Auf den Abwehrallrounder, der von Trainer Schadt in höchsten Tönen gelobt wird, sollte man ein Auge werfen. Könnte seinen Weg gehen, wenn er noch präsenter wird.
Danilo Wiebe: An diesem Tag auffälligster Kölner. Schmiss sich in jeden Zweikampf, stopfte die Lücken im Defensivverbund, manchmal allerdings mit gewissen Mängeln im Spiel mit dem Ball. Lauf- und kopfballstarker 6er. Muss gegenüber dem Schiedsrichter ruhiger werden.
Yannick Gerhardt: Wird nicht zu Unrecht als Toptalent angepriesen, das seinen Weg gehen wird. Kann alles, macht alles. Kopfballstark, lauffreudig ohne und mit dem Ball, technisch hervorragend, gute bis sehr gute Spielübersicht, schussgewaltig. Allein die letzte Schnelligkeit geht ihm ab, auch verbal könnte er mehr Präsenz zeigen.