Es gibt Auswärtsfahrten bei denen alles funktioniert. An- und Abreise klappt reibungslos, die Mannschaft spielt einen ordentlichen Fußball und man hat Spaß mit seinen Freunden und kommt fertig aber glücklich wieder zu Hause an.
Und es gibt Fahrten, wie die nach Frankfurt, die sind vor allem eins, anstrengend.
Das Auswärtsspiel in Frankfurt stand unter keinem guten Stern. Nach und nach rafften Dienstpläne, Weisheitszähne und Grippeinfekte die potentiellen MitfahrerInnen dahin, so dass ich am Ende alleine in den Regionalexpress nach Koblenz stieg. Allein ist dabei selbstverständlich eine recht subjektive Wahrnehmung, hatten doch mehrere hundert FC-Fans den gleichen Weg Richtung Bornheimer Hang angetreten.
In Koblenz traf ich dann immerhin noch eine weitere Person der #SektionTwitter und ab sofort ging es mit Rheinland-Pfalz-Ticket ausgestattet über die schönste Bahnstrecke Europas nach Frankfurt. Doch auch die schönste Bahnstrecke schützt nicht anstrengenden Fahrten.
Selbst nachdem die Hälfte der FC-Fans wieder ausgestiegen war, war die Privatbahn, die uns durch das Rheingau fahren sollte, völlig überfüllt. Die üblichen Spielchen, Pinkelpausen bei den Zwischenhalten am Gleis, Rauchen im Zug und latenter Vandalismus begannen.
Selten wirklich schön, selten auch nur einen Nebensatz wert.
Der Zugbegleiter allerdings war auf einer Mission für das Gute, Schöne oder zumindest Ordentliche.
Das Kontrollieren der Tickets gab er tatsächlich nach kurzer Zeit wieder auf, aber Verspätungen auf Grund von kurzzeitig aussteigenden FC-Fans wollte und konnte er nicht in Kauf nehmen. So ließ er eine Tür schließen, trotz Menschen die noch draußen am Gleis standen. Die Bahn rollte weiter, die FC-Fans blieben zurück. Die im Zug verbliebenden Freunde der Zurückgelassenen waren wenig begeistert von dieser Tatsache und teilten dass dem noch jungen Zugbegleiter auch in aller Deutlichkeit mit.
Ich betrachtete lieber die englisch anmutende Strandpromenade. Wirklich schön diese Bahnstrecke.
In Frankfurt konnte man durch jahrelange Erfahrung und geschicktes Auftreten die Polizeikette umwinden und nach der erschrockenen Feststellung, dass es bei McDonalds immer noch nur das Frühstücksangebot gab den Weg zum Stadion per U-Bahn antreten.
Vorbei an Schrebergärtnern, die ihre Lauben frühjahrstauglich machten, ging es zum Stadion am Bornheimer Hang. Zusammen mit dem Sonnenschein und den milden Temperaturen stellte sich ein Gefühl wie in der ersten Pokalrunde ein. Nichts deutete daraufhin, dass man sich tatsächlich in Frankfurt befand.
Das kleine, aber feine, Stadion mit dem, zumindest bei gutem Wetter, wohl besten Gästeblock der Liga, unterstrich diesen Eindruck noch einmal.
Nachdem #SektionKnitter aufgehängt war, suchten wir uns einen Platz im Gästeblock und bewiesen dabei nicht gerade das glücklichste Händchen. Neben einer Ansammlung von Kölner Asi-Prolls, die selbst einer Sat.1-Comdeyshow zu klischeehaft gewesen wäre, kam der Auftritt des mitgereisten Fan, der uns den restlichen Aufenthalt im Stadion versüßen sollte.
Nachdem er gekonnt seine Fahne von Innen an den Zaun des Blocks knotete, verschaffte er sich und seinen Freunden durch die lebensechte Imitation von Manneken Pis etwas Freiraum im noch gar nicht so vollen Block.
Mit Äußerungen wie „Du Homo“, „Du Fotze“ und „Du Schwuchtel“ unterstrich er in Folge deutlich, seine rhetorischen Fähigkeiten.
Eindeutige Worte unsererseits, sich vielleicht lieber um die Unterstützung der Mannschaft zu kümmern, sorgten leider nur kurzzeitig für Besserung. Wen genau er mit den zahlreichen Beleidigungen meinte ließ sich derweilen nicht ermitteln.
Ein letztes Highlight gab es, als sich nach dem Ausgleichstreffer Freunde des besagten Menschen kopfüber, unter zwei Wellenbrechern hindurch, in die zuvor selbst gebildete Urinpfütze stürzten und sich im Freudentaumel durch diese rollten.
Es gibt Auswärtsfahrten, die sind anstrengend.
Das Spiel selber war geprägt durch die üblichen Probleme des 1. FC Köln. Kämpferisch und durchaus bemüht gelangen nur selten Ballannahmen reibungslos und die Chancenverwertung war katastrophal. So kam es, wie es kommen musste. Ein dämliches Einsteigen gefolgt vom Elfmeter sorgte für den Rückstand, eine misslungene Flanke dann für den Ausgleich. FC in a nutshell.
Nach dem Spiel ging es mit gemischten Gefühlen auf die Rückreise. Vorbei an den Schrebergärtnern, die es herzlich wenig interessierte, dass 5,000 Kölner an ihnen vorbei liefen, zur U-Bahn, zum Hauptbahnhof, nach Koblenz und zurück nach Köln. Froh über den Ausgleich, enttäuscht über die verpassten zwei Punkte, zufrieden mit der Einstellung der Mannschaft und genervt von den teils elementaren Fehlern. Keine Gefühle von 12 ungeschlagenen Spielen in Folge, von Platz 4 mit nur drei Punkten Abstand auf den Relegationsplatz, aber auch kein Gefühl der Resignation.
Stattdessen fühlte sich alles nach einer anstrengenden, halt zu absolvierenden Pflichtveranstaltung an. Diese Auswärtsfahrt war keine Kür, sie war keine Katastrophe, sie stand unter keinem guten Stern, aber sie war. Das ist vielleicht schon mal etwas. Für die Kür sind ja noch ein paar Spiele übrig.
Ich kann das auch nur unterstreichen. Noch nie war der Fanblock ein Ort für das philosophische Wort … nur hatten selbst besoffene früher mehr Stil. Was sich da seit einiger Zeit in und um den Fanblock beim #effzeh sammelt macht mir ehrlich gesagt Angst. “Kanake” und ähnliche Schimpfwörter sind an der Tagesordnung. Kleidungsmarke oftmals Thor Steinar. Ansonsten viele Personen die hauptsächlich wegen dem Suff ins Stadion gehen. Gut ja – die gabs schon immer und als ich mit 17 im Stadion war – durfte ich auch kein Auto mehr fahren (Ha,Ha). Aber zumindest bin ich nicht zwei Rollen Vorwärts die Treppen runter gefallen oder habe mich nackt und dick auf den Zaun geschwungen und meiner Thor Steinar Klamotten entledigt. Ich finde es Schade das der FC-Mob sich so entwickelt. In dieses dumpfe, stumpfe Affen ähnliche verhalten. In Frankfurt waren einige Kanuten dabei deren IQ ich auf nicht höher als max. 5 schätzen dürfte. Es tut manchmal so weh.