Als FC-Fan ist man dauerhaften Erfolg nicht gewohnt. Für das klassische FC-Gefühl ist die 1. Mannschaft zur Zeit denkbar ungeeignet. 15 Spiele ohne Niederlage und den Aufstieg in Sichtweite trotz massiven Umbruchs lassen ein gutes Gefühl aufkommen, welches in meiner bisherigen Laufbahn als Fan weitestgehend unbekannt war. Selbst die letzten Aufstiege konnten diesen positiven Effekt auf Grund der Begleitumstände im Verein nicht erzeugen.
Die aktuelle Situation der höchsten Nachwuchsmannschaft des 1. FC Köln hingegen ist alles andere als gut. Nachdem man weder gegen Verl noch Düsseldorf punkten konnte, ging es nun zum Auswärtsspiel nach Bergisch-Gladbach zu einem weiteren direkten Konkurrenten um den Abstieg. Es sollte erneut kein guter Fußballnachmittag werden. Dafür einer mit klassischem FC-Gefühl.
Mit der S11 geht es schnell von Köln in Bergisch-Gladbach. Vorbei an Orten wie Köln-Dellbrück, mit angeblich wunderschönen Steinöfen in Gärten, endet die Fahrt im Kopfbahnhof von Schäbbisch-Jläbbisch. Wenn man den Begriff Bahnhof einmal sehr weit auslegt.
Generell ist alles etwas beschaulich in dem Kölner Vorort. Die Kassiererin des Kiosk gegenüber von der Bahnhaltestelle ist bereits überfordert, wenn man nicht nur ein neues Bier kauft, sondern ein altes zurück gibt und sie somit Pfand vom Kaufpreis abziehen muss.
Der Weg hinauf zum Stadion des SV Bergisch-Gladbach 09 ist geprägt von der Tristesse einer Stadt die zwar einen eigenen Kreis hat, aber ansonsten nur Trabant ist. Wo man Samstags in den Tanztreff zum flirten geht und sogar die Bäume hässlich sind. Eine Stadt in der Heidi Klum Ballkönigin werden kann.
Die Belkaw-Arena ist ein typisches Regionalligastadion. Eine Hauptribüne mit wenigen Sitzen und vielen Bänken. Überwiegend Stehplätze auf den Rängen hinter der Tartanbahn, wenig Fans und ein Klo,welches nur durch eine Wendeltreppe hinter der Haupttribüne zu erreichen ist.
Ganze sieben Personen fanden sich hinter dem Banner „Supporters GL 51“ ein und ließen nach den drei Toren von Bergisch-Gladbach ihre Trommel hören. Ansonsten ist das Soundambiente eher auf Kreisliganiveau. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wer das Pech hat unmittelbar vor den Rängen gefoult zu werden muss Hohn und Spott über sich ergehen lassen, ist er nicht schnell genug wieder auf den Beinen. Dem Schiedsrichter geht es bei seinen Entscheidungen da nicht viel anders.
Auch die Leistung der U21 des FC unterscheidet sich nur bedingt von dem, was einem Sonntagvormittags auf den Ascheplätzen der Bundesrepublik geboten wird. Die wenigen Chancen die sich die Mannschaft herausspielen werden kläglich vergeben. Bergisch-Gladbach muss selbst keine gute Leistung zeigen um souverän 3:0 zu gewinnen. Das letzte Tor, welches mit dem Schlusspfiff fällt, ist sinnbildlich für den Zustand der Kölner Mannschaft. Ohne große Gegenwehr kann sich der Gladbacher durch die Abwehrreihen bewegen um schließlich parallel zur Torauslinie zum Abschluss zu kommen. Das zuvor mit Chitsulo ein Ex-FC Spieler zum 1:0 für die Heimmannschaft treffen konnte passt da nur ins Bild. Letztlich bleibt der Nachwuchs des FC chancen- und torlos und verdient völlig zurecht. Eine Aussicht auf Besserung gibt es nach den letzten Auftritten des jungen Teams nicht.
Mit einer weiteren Niederlage gegen die unmittelbare Tabellennachbarschaft ging es per S-Bahn zurück in die Domstadt. Auf dem Smartphone wurden bereits die möglichen Gegner in der Mittelrheinliga für die nächste Saison überprüft. Dann geht es per Linienbus nach Hürth oder Brühl, durch weitere schöne Kölner Viertel mit Steinöfen im Garten. Und bis dahin bieten die Amateure das alte FC-Gefühl der sportlichen Trostlosigkeit. Das hat immerhin etwas Vertrautes.