Freitag Abend, 18:30 Uhr. Als wäre die Sommerpause nicht ohnehin schon kurz genug, traf man sich in der Nähe des Klettenbergparks, um bei einigen Kölsch die Saison noch vor der Fahrt nach Dresden einzuläuten.
Die U19 des 1. FC Köln sollte ein Testspiel gegen Borrussia Hohenlind absolvieren und so nutzte die #SektionTwitter die Chance bei Sonnenschein und Bier nicht nur den Nachwuchs zu beobachten, sondern auch die neuen Strukturen im Verein prophetisch zu analysieren. Die U19 gewann derweil nach durchwachsenem Spiel mit 2:1.
Die Sonne war lange hinter dem Decksteiner Weiher verschwunden, als die Fachsimpelei an einen Kiosk in Köln-Sülz ihr Ende nahm. Ein Umstand, der es nicht leichter machte, wieder aufzustehen, als um 3 Uhr morgens der Wecker klingelte.
Ab halb 5 stellte sich unsere kleine Reisegruppe am Treppenaufgang auf um das reservierte Abteil einzunehmen. Dank logistischer Probleme, standen wir dort allerdings eine lange Zeit, bis sich der Zug erst mit rund einer Stunde Verspätung auf den Weg machen konnte.
Im Abteil angekommen wurde bei Kölsch und Frikadellen die Analyse von Trainer und Kader vom Vorabend wieder aufgegriffen. Es sollte sich aber zu keinem Zeitpunkt, wirklich das Gefühl einstellen, dass man sich auf dem Weg zu einem Ligaspiel befand. Es fühlte sich mehr an, wie ein Vorglühen vor der eigentlichen Saison, die irgendwann in zwei, drei Wochen beginnen würde.
Zwischen unbequemen Schlaf in den Sitzen, Grundsatzdiskussionen und Besuchen im Sambawagen verflog die Zeit und ruck zuck war man in der Landeshauptstadt Sachsens angekommen.
Scheinbar ist ein Buskonvoi mit FC Fans nicht nur in Gelsenkirchen die Attraktion des Jahres. Es hatten sich nämlich zahlreiche einheimische Jugendliche versammelt um schüchtern hinter der Polizei in ihren Ultras Dynamo T-Shirts, zaghaft den FC Fans in den Bussen winken. Die FC Fans winkten freundlich zurück. Hallo Hools!
Im Gästeblock genoss man feinstes Feldschlössen Light Bier mit stolzen 1,7‰ und schaute dem Vorsänger der härtesten aller Ultragruppen dabei zu, wie er in bester Ralph-Düker-Manier den Vorklatschclown gab. Zusammen mit dem Stadionsprecher begrüßte er die Tribünen, und brachte sie, wie ein Animateur im Menorca-Club-Urlaub, durch in die Hände klatscht in Extase. Klappte ganz gut.
Das Spiel selber zeigt einen sehr offensiv eingestellten FC, bei dem vor allem die Außenverteidiger bisweilen sehr hoch aufrückten und dadurch Dresden einige Kontermöglichkeiten bot, die die SGD dank eigenem Unvermögens nicht zu nutzen wusste. Gleichzeitig zeigte auch der FC einmal mehr Probleme im Abschluss und ließ nach durchaus schönen Spielzügen im Mittelfeld einiges vor dem Kasten liegen oder spielte den letzten Pass dann doch nicht genau genug.
So stand es folgerichtig 0:0 zur Halbzeit.
Entgegen der Erwartung führte nun nicht der Capo der Ultras Dynamo durch das Halbzeitpausenprogramm mit witzigen Sponsorenspielchen. Allerdings erfüllten die Ultras auch sonst kaum Erwartungen. Wenn man sich schon eine riesige Trommel vor den Block stellt, darf man diese dann auch mal benutzen. War Dynamo vergangenen Saison noch mit das Lauteste, was sich im Müngersdorfer Gästeblock tummelte, war außer einzelnen Schlachtrufen nichts zu vernehmen. Und auch sonst hielt sich die Aktivität des K-Blocks in Grenzen.
Die Stimmung im Kölner Block war nicht erst nach dem 1:0 durch Ujah hervorragend und brach auch nach dem unnötigen 1:1 nicht zusammen. Vor dem Spiel machte man sich sogar sorgen um die Verpflegung der Gastgeber. Bahnt sich da vielleicht die nächste Fanfreundschaft an? Schwarz-Gelb war der Gegner ja immerhin schon einmal.
Leider konnte der FC wieder einmal eine Führung nicht konsequent zu Ende spielen und musste sich somit mit einem Unentschieden zufrieden geben. Noch viel Arbeit für Peter Stöger.
Auf dem Rückweg vom Stadion winkten uns erneut diverse Dynamo Fans zu. Wir winkten freundlich zurück. Tschüss Hools!
Die Rückfahrt gestaltete sich ähnlich der Hinfahrt. Während einige die rund 8 Stunden Bahnfahrt nutzen um ausgiebig Schlaf nachzuholen, teils in scheinbar unmöglichen Schlafpositionen, wurde von anderen das Streckennetz in Sachsen und Sachsen-Anhalt analysiert. Viele, sehr viele gerade Schienen. Bisweilen sorgte nur die untergehende Sonne, der man unaufhaltsam entgegenrollte, für Gewissheit, dass es gen Westen ging. Die Landschaft erinnert bisweilen mehr an die sibirische Tundra.
Froh darüber noch einmal der Hölle von Dresden entkommen zu sein und alle Schals noch bei sich zu haben, vergnügte man sich noch bei Pogo-Tanz und Kölsch bis man endlich wieder im Rheinland ankam. Nicht einmal in Düsseldorf wurde die Notbremse gezogen, um gegen kurz vor 2 auf einem leeren Bahnsteig zu pöbeln.
So kam der Sonderzug auf die Minute pünktlich wieder in der Domstadt an. Völlig fertig und übernächtigt machte man sich auf die letzte Etappe des Heimweges mit der KVB. Wenigstens das Gefühl glich dem ganz normalen Ligaalltag.