Freitag, 11.04.14, der Wecker zeigt 5:07 Uhr an. In einer Stunde und 13 Minuten soll das Mistvieh eigentlich klingeln, aber ich habe ihn mal wieder mit meiner inneren Unruhe überlistet. Junge, wird der Augen machen wenn der klingelt und ich bin schon längst wach.
Die Vorfreude hat mich wohl aus dem Schlaf gerissen, immerhin darf ich auch mit 30 Jahren noch mal eine Premiere feiern. Die erste Sonderzugtour mit dem #effzeh stand für mich an. Gut, der Zug hat bis zu meinem Umzug halt auch vorher nie in Kiel einen Zwischenstopp eingelegt, auf dem Weg nach Kopenha… Okay, lassen wir das.
Da ich natürlich nicht wusste was ich nun mit meiner ganzen Zeit noch anfangen soll, blieb ich einfach noch bis zum Klingeln liegen und ließ mir zeigen, wie “Fachkräfte” in Thailand für Juwelo TV Ringe und Halsketten herstellen. Selten größeren Mist gesehen. Um 7 Uhr fuhr dann die S Bahn zum Bahnhof, da ich aber allerdings noch zur Bank, einkaufen und nen großen Kaffee brauchte, verging die Zeit auch sehr schnell.
Kurz vor Acht saßen wir dann ins unserem Abteil, gemütlich. So müssen Könige früher gereist sein. Ein Hauch von UEFA Cup 1986 wehte durch den Zug. Also zumindest optisch. Nachdem nun lange 7 1/2 Stunden Fahrt auf uns warten sollten, musste man natürlich versuchen diese zu überbrücken. Aber womit geht besser als mit Frikadellen, Schnitzelbrötchen, Dosenbier und deutschen Schlager? Als ich das letzte Mal auf die Uhr schaute, war es kurz nach 10 Uhr. Da müssen wir gerade den Zwischenhalt in Unna hinter uns gebracht haben. (“Unna? Ich dachte immer das liegt im Osten!”) Das nächste Mal waren wir dann kurz vor Berlin und es waren gefühlt nicht mal 30 Minuten vergangen.
Da unser Lokführer wohl dringend auf Kl0 musste, erreichten wir die Bundeshauptstadt auch 10 Minuten vor der angekündigten Ankunftszeit. Dies schien zumindest auch die örtliche Staatsmacht zu überfordern. Die waren wohl noch nicht fertig mit Kaffee und Schnittchen am Verpflegungswagen. Nach einer kurzen Wartezeit ging es dann zur Sonder S-Bahn, die uns 20 Minuten zu einer kleinen Haltestelle, nicht unweit vom Stadion bringen sollte. Sah ein wenig aus wie Holweide, nur mit Büdchen. Von dort aus ging es dann mit dem Fußbus und im Kessel lauter schöner Menschen in blauer Uniform zur Alten Försterei. Da der Marsch aber vollkommen ruhig und ohne Zwischenfälle (wie auch auf dem Rückweg) vonstatten ging, braucht es darüber keine weiteren Worte.
Leider habe ich auf diesem Weg den Rest der Gruppe verloren und habe mir stattdessen einfach mal das andere Publikum so angeschaut, die noch mit uns auf dem Weg waren. Jeder hat halt so seine Hobbies.. Am Stadion angekommen musste ich nun noch auf meine Eintrittskarte warten, welche sich leicht verspätete. Was für ein Glück, dass direkt neben dem kleinen Feldweg zum Gästeblock eine Tankstelle ist. Ich weiß nicht wer auf die Idee gekommen ist das so zu bauen, aber man muss ihn einfach dafür lieben. Endlich wieder Dosenbier. Immerhin waren wir ja auch schon über ne Stunde aus dem Zug raus und seit Beginn des Spazierganges, konnte man den Boden der Gerstensaftdose sehen.
Im Stadion drin bin ich dann wieder auf den Rest gestoßen. Da man ja sich entschieden hat uns in Berlin mal wieder nur Getränke anzubieten, für die es sich nicht lohnt anzustehen, verbrachte man halt die Zeit damit sich die Statik dieses kleinen, hübschen, Stadions anzusehen.
Das Spiel ist schnell erzählt. Der FC verschläft die ersten 10 Minuten, gerät dadurch auch vollkommen verdient mit 1:0 in Rückstand. Nach kleinen Korrekturen von außen kommen die Rot/Weißen Götter besser ins Spiel (Miso Brecko ist halt kein Stürmer) und werden nach einem Foul an Peszko nach 25 Minuten mit einem Strafstoß belohnt. Der erste verwandelte Elfmeter diese Saison, seit dem Pokalspiel in Trier. Danke Patrick. Die zweite Halbzeit ändert sich nicht viel, Union versucht viel, aber der FC spielt das taktisch clever runter und lässt den Berlinern keine ernsthafte Torchancen zukommen. Stattdessen beschönigt Helmes seine Freistoßquote nach 60 Minuten und nagelte zum ersten Mal in diesem Spiel den Ball nicht in die Mauer, sondern flach ins Torwarteck. 2 Tore nach ruhenden Bällen. Wann war das zuletzt? Richtig, wieder in Trier.
Zu diesem Zeitpunkt war irgendwie allen klar, hier brennt heute nichts mehr an. Was aber auch zu merken war, dies war auch der Türöffner, sie steht jetzt offen, Montag gehen wir durch und dann sind wir wieder da… DÖP DÖDÖDÖP DÖP DÖDÖDÖP.
Nach dem Fußweg zurück zur S Bahn und der anschließenden Fahrt, kamen wir ne halbe Stunde vor Abfahrt wieder im Sonderzug an. Der Durst war riesig, die ersten Dosen gingen runter wie Öl. Zum Glück hatten die Verantwortlichen der WH noch schnell nen Supermarkt überfallen und alles an Berliner Kindl aufgekauft was der Laden wohl noch so zu bieten hatte. Egal, 36€ für eine Palette dafür im Sambawagen bezahlt und weiter. Was kostet die Welt, immerhin hatten wir was zu feiern.
Die Rückfahrt war im Verlaufe dessen Entspannung pur, Füße hoch und das Gefühl in sich tragen einen Sieg und die 1. Bundesliga mit nach Köln zu bringen. Gegen 1 Uhr hatte dann auch der Körper keine Argumente mehr wach zu bleiben und so wurden wir, kurz vor 5, romantisch über die Lautsprecherboxen geweckt. Am Bahnhof in Köln dann noch schnell Brötchen geholt, nach Hause, Schlüssel in der Haustür abgebrochen, Mitbewohnerin geweckt, Stimme weg, ins Bett, 1 1/2 Stunden später wieder wach, weil die Sonne mir ins Gesicht schien. Frühstück, Bundesliga, Pizzaservice, House of Cards, wieder ins Bett.
Ja, man muss schon sagen, es war eine gelungene Tour (immer gerne wieder) und am Ostermontag krönen wir dann die Saison und gehen erst Dienstagabend wieder ins Bett. In dem Sinne…