[#effzeh] Das Methadon-Programm

Der erste Spieltag der Europameisterschaft ist vorbei – und eines stellt der vom FC vollkommen abhängige Fußballjunkie schon nach den ersten acht Spielen fest: Es ist und bleibt einfach nicht dasselbe.

Am 5. Mai endete für den 1.FC Köln eine zutiefst unerfreuliche Bundesliga-Saison mit kleineren Höhen (Siege in Leverkusen oder Kaiserslautern) und Tiefen in extremer Anzahl auf und neben dem Platz. Doch der Leid geplagte FC-Fan wäre nicht er selbst, wenn damit die Spielzeit in Sachen „große Liebe“ beendet wäre. Mit Spielen der Jugendmannschaften um die Deutsche Meisterschaft (U17) respektive FVM-Pokal (U19) dauerte die Saison für die komplett dem Geißbock verfallenen noch bis vorgestern.

Fast einen Monat nach dem bitteren Abstieg, den zumindest der Autor dieser Zeilen noch weit, weit, weit ins Hinterstübchen verbannt und verdrängt hat, begann mit der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine das fußballerische Turnier-Highlight dieser Saison. Schon am Samstag konnte die deutsche Nationalmannschaft im Spiel gegen Portugal ihre ersten drei Punkte einfahren, mit dem Sieg der Dänen über die Niederlande gab es bereits die erste große Überraschung.

Und nun steht mit dem Duell gegen den verhassten Nachbarn aus dem Käseland ein Klassiker der Fußballgeschichte ins Haus. Eine echte Schlacht, in der es für die einen schon um Tod oder Gladiolen geht. Eigentlich wäre doch alles angerichtet, um als Fußballfan richtig in Wallung zu geraten. Teams und Spieler, für die ich Sympathien hege. Mannschaften und Kicker, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Und doch hält sich das EM-Fieber schwer in Grenzen. Es fehlt (Achtung, höhö, Wortwitz!) der rechte Kick.

Woran es liegt, dass die Europameisterschaft auf mich wie das Methadon für einen Heroinsüchtigen wirkt? Zum einen fehlt mir komplett die Identifikation mit diesem Team, das sich Nationalmannschaft schimpft. Die Vorstellung, einer Ansammlung von eher unsympathischen Spielern, denen ich 34 Spiele lang in der Liga zu großen Teilen nicht einmal das Schwarze unter den Fingernägeln gönne, nun zu zu jubeln, ist in meinen Augen grotesk. Einen Reus oder Schürrle anzufeuern, nur weil er nun das Trikot des Landes trägt, dessen Pass ich mehr oder minder zufällig besitze, kann ich nicht ertragen.

Zum anderen verschenke ich als Fußballfan mein Herz nur einmal richtig. Und diese Liebe gilt dem 1.FC Köln. Es ist mein Verein, er wird es, wie es im Stadion zurecht gesungen wird, auch immer sein. Da schafft auch keine leichte Schwärmerei für ein anderes Team in der Sommerpause Abhilfe. Schwarz-Rot-Geil? Ich bliev rut-wieß!

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3 Antworten auf [#effzeh] Das Methadon-Programm

  1. Trotzendorff sagt:

    Wobei, zumindest für mich, auch die Tatsache eine große Rolle spielt, dass kein FC-Spieler (mehr) in dieser Elf spielt, und dass der einzige, der mit dem FC zu tun hat, in mir immer noch Abschiedsschmerz auslöst.

  2. Rein offiziell gesehen spielt bis zum 30.06. noch ein Kölner mit. :o)

  3. antistar sagt:

    Bin ja leider in einer Zeit fußballerisch sozialisiert worden, in der kein einziger FC-Spieler sich wirklich Nationalspieler nennen durfte (1994-2004). Daher ist das für mich tatsächlich eher kein Thema, für welchen Verein der leeve Lukas kicken (wird). Dafür mag ich ihn einfach zu gerne. Kann aber deine Seite auch verstehen ;)

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