Um nach Aue zu fahren, um den #effzeh an einem Montagabend Fussballkämpfen zu sehen, muss man bekloppt sein. Positiv bekloppt. Oder negativ bekloppt? Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Auf jeden Fall war der Gästeblock gut gefüllt, als Günther Perl das Spiel um 20:15 anpfiff. Hinter mir und vielen anderen Fans aus der Domstadt lagen schon 23 Stunden Anfahrt mit dem Bus und erste Ermüdungserscheinungen machten sich breit. Die Stimmung war trotzdem gut. Denn drei Punkte entführen – für den #effzeh doch kein Problem! Entsprechend legte der Gästeblock und auch ich laut und engagiert los, nachdem man beim Auflaufen vor dem Spiel Rot-Weiß gestreifte Fahnen verteilte und im ganzen Block schwenkte. Eine sehr schöne Aktion.
Die elf Götter, die den Geißbock auf dem Trikot tragen, taten es uns gleich und legten flott los, hatten viel Ballbesitz, und versuchten dem Gegner aus Aue so das eigene Spiel aufzudrücken, was auch schnell funktionierte. Doch, wie sollte es auch anders sein, ebenso schnell kehrte das erste mal Ernüchterung in den Block ein, als der Gastgeber das 1:0 schoss. Wer die Statistik kennt, wusste, dass es mit den anvisierten drei Punkten ganz schwer werden würde, da der #effzeh es in den letzen Jahren ganz selten vermochte, aus einem Rückstand einen Vorsprung zu machen. So feuerte der ein oder andere, zum Beispiel meine Wenigkeit, auch nicht mehr mit der letzen Überzeugung an und verzweifelte auch zunehmend ob der vergebenen Chancen von Ishak, Bröker, Lehmann und Co.
So ging es in die Pause, wo die Schlange für Nudeltopf und Bier schnell recht lang war. Für ersteres jedoch stand ich vergeblich an, der weltberühmte und unverwechselbare Nudeltopf war bereits in der Halbzeit ausverkauft. Gut, dass Aue noch mehr unverwechselbare Sachen wie zum Beispiel das sensationelle Pissoir hat! Wenn schon nicht vom Nudeltopf, dann kann man wenigstens seinen Enkeln von diesem an Ästhetik nicht zu überbietenden Gebäude erzählen.
Ich entschloss mich, das Spiel in der zweiten Halbzeit aus dem oberen Bereich des Gästeblocks zu verfolgen. Vielleicht ahnte ich, dass es nichts mehr werden würde. mit einem Tor, geschweige denn einem Sieg. Vielleicht hatte ich auch keine Lust mehr darauf, die Mannschaft nur anzufeuern und vom Spiel nichts zu sehen. Auf jeden Fall stellte ich mich zielsicher neben zwei ältere Damen, die abwechselnd entweder in Richtung des unteren Bereiches des Gästeblockes mitsamt Capo pöbelten oder sich über ihre Aktivitäten der letzen und nächsten Woche aufklärten. Kuchen essen mit einem gewissen Walter stand ebenso auf dem Programm wie der wohl obligatorische Spaziergang durch den Wald nahe des Hauses. Mehr wurde jedoch Richtung Capo gepöbelt. Während einer Hasstirade einer der beiden, in der sie sich beschwerte, dass man gefälligst für Stimmung sorgen sollte, warf ich leise ein, dass sie für die Stimmung genauso verantwortlich sei wie alle anderen im Gästeblock. Statt Worte erntete ich nur einen sehr bösen Blick, der mich dazu veranlasste, mir einen anderen Bereich zu suchen, um das Spiel zu verfolgen.
Die Stimmung besserte sich nach dem 0:2 Mitte der zweiten Halbzeit nicht. Im unteren Bereiches des Gästeblockes versuchte man zwar vieles, beschränkte sich ab der 70.Minute aber auch immer mehr darauf, sich als Westdeutsche zu feiern oder demonstrierte Verbundenheit mit der Sektion Stadionverbot, die hinter dem Gästeblock im Wald immer wieder mit lautstarken Gesängen auf sich aufmerksam machte. Laut einem Nebenmann hatten einige Stadionverbotler die Bäume hinter dem Zaun bestiegen, um einen besseren Blick auf das Spielfeld zu ergattern. Wer schonmal in Aue war, weiß, dass dies durchaus möglich ist. Was man allerdings auf dem Feld sah, war keineswegs ein letztes Aufbäumen, sondern viel mehr verzweifeltes Anrennen gegen eine gut sortierte Defensive der Erzgebirgler, die nun ihrerseits getragen vom recht lauten und euphorisierten Heimpublikum gut konterten und #effzeh Keeper Horn zu einigen Paraden zwangen.
Mit dem Schlusspfiff ging ich wieder in den unteren Teil des Blocks, um die Mannschaft mit Applaus zu verabschieden. Zu meiner Freude kam die gesamte Mannschaft an den Gästeblock und klatschte ab. Eine sehr schöne Geste der Mannschaft und auch der Fans, die nicht pfiffen sondern artig applaudierten und den Spielern einige aufmunternde Worte mit auf den Weg gaben. Weniger schön war die Geste der Auer Stadionregie, die es nach dem Spiel wohl lustig fand, uns mit Viva Colonia veräppeln zu müssen. Die Polizei, die nach meinen Beobachtungen bis dahin sehr ruhig und im Hintergrund agierte, riegelte den Gästeblock nun ab und war etwas nervös. So weit ich das gesehen habe, blieb es rund um den Gästeblock aber ruhig, was keine Selbstverständlichkeit ist. Eine komplett unnötige Provokation, die von Auer Seite eigentlich eine Entschuldigung verlangt!
Etwa eine halbe Stunde nach Abpfiff fuhr unser Bus zurück nach Köln, Polizeischutz gab es bis zur Autobahn. Obwohl komplett erschöpft, konnte ich im Bus wie erwartet keinen Schlaf finden, und kam komplett übermüdet um kurz vor 7 Uhr wieder zuhause an, wo ich mich erschöpft ins Bett schmiss. Auch auf Grund der Niederlage ein Ausflug, den ich zwar auf keinen Fall bereue, aber so schnell auch nicht wiederholen werde. 21 Stunden unterwegs für 90 Minuten Fussball ist sowieso schon grenzwertig, wenn der #effzeh dann noch verliert, auch einfach nur bitter. Aber aussuchen kann man es sich sowieso nicht. Die nächste Auswärtsfahrt kommt bestimmt. Die Droge #effzeh wird man nur ganz schwer los.