[#effzeh] 1,2,3 – die Freundschaft ist vorbei

Am Montag kommt der FC St. Pauli nach Müngersdorf. Zwei Vereine, deren Fans stets eine gemeinsame Wellenlänge unterstellt wird. Doch eine von breiten Mengen getragene Freundschaft ist längst Geschichte.

„Aber es gibt doch diese Freundschaftsschals“, höre ich sie sagen. Als wären Schals, auf denen die Namen zweier Fußballvereine abgedruckt sind, ein Beleg für eine gemeinsame Zuneigung der Fanlager. Als würde der sagenhaft peinliche „Köln-Liverpool“-Schal eine Aussage darüber treffen, dass wir mit den „Reds“ eine irgendwie geartete Freundschaft hätten. Gerade Liverpool, die mit dem Volk vom Niederrhein rummachen.

„Aber Pauli ist soooooo cool“, höre ich sie sagen. Als wäre Fußball ein Beliebtheitswettbewerb, als käme es, wie in der 8. Klasse des Gymnasiums, darauf an, wieviel Prozent auf irgendeinem kleinen Zettel hinter deinem Namen steht. Als würde ich auch nur einen Cent darauf geben, was irgendein Möchtegern-Hipster aus der deutschen Provinz, der diese „Non established“-Attitüde des Totenkopf-Modelabels mit angeschlossener Fußballabteilung so „authentisch“ findet, über meinen Verein denkt oder über den alternativen Verein, mit dem er gerade sympathisiert, weil die ja „so anders“ sind.

Dass der Verhältnis zwischen den derzeit tonangebenden Fangruppierung beider Lager nicht ohne Spannung ist, beweist u.a. dieses Spruchband vom letzten Aufeinandertreffen zwischen #effzeh und #fcsp

Dass der Verhältnis zwischen den derzeit tonangebenden Fangruppierung beider Lager nicht ohne Spannung ist, beweist u.a. dieses Spruchband vom letzten Aufeinandertreffen zwischen #effzeh und #fcsp

So banal das klingt: Eine Freundschaft, nicht nur zwischen Fanlagern, sondern auch im „echten“ Leben, lebt, wenn sie von beiden Parteien gelebt wird. Mit gemeinsamen Aktionen, mit Besuchen, mit Kontakten und vielem mehr. Nichts davon ist zwischen dem #effzeh und dem FC St. Pauli mehr der Fall. Diese angebliche Fanfreundschaft ist ein Relikt vergangener Tage. Aus besseren Tagen. Aus den glorreichen #effzeh-Zeiten. Als wir noch wer waren – und damit ist nicht die Dauerkarte im Fahrstuhl zwischen 1. und 2. Bundesliga gemeint. Als die Hamburger noch ein kleiner, eher unbedeutender Stadtteilverein waren – und nicht auf Augenhöhe mit dem #effzeh oder sogar über uns angesiedelt.

Wie auch das wohlige Gefühl, wenn ältere #effzeh-Anhänger an mit dem FC St. Pauli verknüpften Ereignisse denken, ist das gesamte Konzept „Fanfreundschaft“ ein Bild aus früheren Epochen. Die jüngere Generation der Fans, egal ob unter den mittlerweile eher verfeindeten Ultrá oder aus anderen Sphären, ist spätestens seit Anfang des Jahrtausends neue, andere Wege gegangen – ob einem das widerstrebt oder, wie dem Autor dieser Zeilen, zusagt. Gerade in solch heterogenen Szenen wie der Kölner ist es geradezu unlogisch, eine gruppen-, milieu- und tribünenübergreifende Beziehung zu anderen Fanlagern aufzubauen. Das zeigt auch ein Blick auf die Freundschaften der einzelnen Ultrá-Gruppierungen, die ein großes Spektrum zwischen den Supras Auteuil (WH96) und den DesperaDOs (Boyz Köln) aufweisen.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich gönne jedem seine Kontakte zu Anhänger anderer Vereine, auch zu Modelabel-Fanatikern. Meine Freunde jedoch, die suche ich mir selber aus: Neben dem überwiegenden #effzeh-Teil sind das BVB-Fans, Frankfurter, Unioner oder HSV-Begeisterte. Und dafür brauche ich kein „amtliches“ Fanfreundschaftssiegel!

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2 Antworten auf [#effzeh] 1,2,3 – die Freundschaft ist vorbei

  1. antistar sagt:

    „Im letzten “Kölsch Live” war mein Leserbrief abgedruckt, in dem ich mich unverblümt über all das geäußert habe, was mich schon lange beschäftigt. Mir war klar, daß das Thema:” St. Pauli – Rufe in der Südkurve” – einige nicht verstehen würden. Es hat sich gezeigt, dass einzelne die wesentliche Message hartnäckig ignorieren. Ich bin der Meinung, es kann für die Spieler des 1. FC Köln nichts abtörnenderes geben, als beim Stand von 0:0, in einer Phase, in der das Spiel zugunsten des Gegners zu kippen droht, von den eigenen “Fans” mit “St. Pauli – Rufen” konfrontiert zu werden. Wenn dann die Spieler des 1. FC Köln im nächsten Moment sogar gnadenlos ausgepfiffen werden (MSV), ja wer kommt sich da nicht verarscht vor.

    Deshalb schrieb ich in der letzten Ausgabe: “St. Pauli auf ewig in der 2. Liga”! Ihr vergesst ja jetzt schon, daß der 1. FC Köln Eure Unterstützung braucht, wie sehr lasst ihr unsere Jungs erst hängen, wenn wir in der neuen Saison gegen St. Pauli spielen? Im übrigen ist doch wohl eines klar: Die 1. FC Köln/St. Pauli Freundschaftsschals haben im Prinzip gar keine Daseinsberechtigung mehr. Seit die St. Paulianer damals (`92) extra zum UEFA – Cup – Spiel nach Köln gekommen sind, um mit Celtic Glasgow “Cologne, Cologne, die Scheiße vom Dom” zu schmettern, seitdem gibt es die Fan – Freundschaft seitens beider Vereine nicht mehr. Es mag ja sein, dass einzelne Fans noch gute private Kontakte zu Paulianern haben und diese in all den Jahren gepflegt wurden – okay. Aber dies kann ja wohl kein Grund sein, bei jedem FC – Spiel “St. Pauli“ zu gröhlen.

    Im übrigen gebt Ihr Euch der Lächerlichkeit preis. Lest doch mal in den St. Pauli – Zeitungen nach, wie die Paulianer zu den Kölnern stehen. Euch bleiben in Zukunft die St. Pauli – Rufe im Halse stecken.“

    (Birgit Flamme in Kölsch Live, Nr. 15)

  2. gegen Ultra-dumme Schwachmaten sagt:

    Diese Artikel sind bestimmt von Leuten geschrieben, die lieber Freundschaften zum Scheich-Investoren Club PSG aus Frankreich oder zu Fascho-Ultras aus Dortmund pflegen… – GEHT`S NOCH????
    `78 bleibt unvergessen! Und hätten sich einige Ultra-Flachpfeifen mal nicht in den letzten Jahren permanent voll daneben gegenüber Paulianern benommen, würde man sich auch nicht so negativ gegenüberstehen. Dass man sich als “Zecke” lieber von Kölner Ultra Idioten abwendet und zu netten Fußballfans z. B. aus Glasgow zuwendet ist ja wohl nur logisch.
    Also erst mal gegen pissgelbe DO Schals und schädliche Investorenvereine hier und auf der Süd wettern, bevor man weiter unnötig Öl ins Feuer gießt!

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